Drechseln von Schreibgeräten

In dieser Anleitung habe ich die Vorgehensweise beschrieben, wie ich meine Schreibgeräte fertige. Das ist natürlich nur eine Möglichkeit von vielen.
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Zuerst bohre ich die Holzrohlinge, so dass später die Messinghülsen eingeklebt werden können.
Dazu spanne ich das Holz nicht an den flachen Seiten, sondern an den 4 Kanten, damit die Backen nach dem Bohren nicht auf die dünnsten Stellen des Rohlings drückt.

Der Bohrer sollte natürlich scharf sein, und möglichst gut schneiden. Andernfalls wird zu viel Reibung erzeugt und der Rohling wird zu heiß, was sehr leicht zu kleinsten Rissen führen kann, die erst im weiteren Verlauf der Produktion oder noch später sichtbar werden.
Der Bohrer sollte öfter aus dem Bohrloch genommen werden, d.h. bevor die Späne zwischen Bohrer und Holzwandung zu wenig Platz haben, zusammen backen, sich an der Lochwandung reiben und damit Wärme erzeugen.
Die Späne sollten also immer locker Platz haben.
Der Bohrer darf handwarm werden, aber auf keinen Fall heiß.

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Auf einen gut schneidenden Bohrer braucht auch nur sehr wenig Druck ausgeübt werden, so dass es auch auf der Rückseite der Bohrung keine Ausrisse gibt.

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Vor dem Zersägen der Holzrohlinge habe ich sie so markiert, wie sie später auch gedrechselt werden müssen, so dass beim fertigen Schreibgerät die Holzmaserung durchläuft.

Es schadet auf keinen Fall, wenn die gebohrten Rohlinge noch mal ein paar Tage oder Wochen liegen bleiben, und damit auch von innen besser trocknen können. Oft stelle ich fest, dass die Hülsen nach ein paar Tagen nochmaliger Trocknung doch nicht mehr so recht in die Bohrung passen. Das bedeutet dann, dass sich das Warten doch gelohnt hat.
In diesem Fall bohre ich den Rohling nochmal durch, oder schleife ihn etwas aus.

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Die fertigen Rohline tauche ich aus zwei Gründen in Holzfestiger.

1. Der Festiger verschließt die Poren vor allem an den Stirnseiten, damit kann später beim Gebrauch über diesen Weg keine Feuchtigkeit bzw. Kein Schweiß in das Holz dringen.

2. Beim späteren Drechseln passiert es gerne, dass am Rand der Hülsen kleine Stücke abplatzen, und diese damit für die weitere Verwendung unbrauchbar werden. Durch Verwendung des Festigers werden diese Schäden auf ein Minimum reduziert.

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Um die Hülsen sauber spannen zu können, habe ich mir für alle verwendeten Durchmesser jeweils einen Spanndorn gefertigt. Mittels einer Inbus-Schraube kann die Hülse auf diesem Dorn sehr genau gespannt werden.
Als Halterung für die Spanndorne und auch später beim Drechseln verwende ich generell ein Spannzangenfutter.

Excenterspanndorne, wie sie im Handel erhältlich sind, sind für diesen Fall aus meiner Sicht keine Alternative, da sie spannen, indem sie die Hülse aus der Mitte heraus drücken.

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Ich spanne also die Hülse auf den Dorn, schleife sie zuerst mit 240er Schleifpapier sauber, und trage dann bei geringer Umdrehung den Kleber auf.
Ich verwende dazu keinen Sekundenkleber mehr, sondern einen aufschäumenden PU-Kleber.

Der hier abgebildete Kleber ist nicht mehr erhältlich, da er einen Stoff enthält, der von der EU verboten wurde. Ich verwende inzwischen den PU-Kleber von Ponal.

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Mit einer kleinen Zange nehme ich die Hülse vom Spanndorn herunter und klebe sie in den Holzrohling ein.

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Der überschüssige Kleber sollte später auf beiden Seiten rundherum austreten, und kann nach dem Trocknen mit einem Messer leicht abgeschnitten werden.
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Nun werden die beiden Hülsen gedrechselt.
Als Anhalt für den richtigen Durchmesser dienen passende Distanzhülsen, die auf ein 8mm-Mandrel passen. Auch hierzu verwende ich wieder das Spannzangenfutter.

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Als einziges Werkzeug benütze ich hier zum Drechseln einen 13 mm Meißel.

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Für das Schleifen der Hülsen benutze ich das Mandrel nicht.
Wenn auf dem Mandrel geschliffen wird, ist es unvermeidlich, auch die Distanzringe mit anzuschleifen. Abgesehen davon, dass sie dadurch natürlich mit der Zeit kleiner werden, wird sich der metallene Schleifstaub zumindest teilweise in den Poren des Holzes wiederfinden.
Deshalb verwende ich zum Schleifen der Hülsen wieder die Spanndorne.
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Damit die Kanten nicht rund geschliffen (und die Finger nicht zu heiß) werden, verwende ich Klett-Schleifpapier auf geeigneten Halterungen.
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Der Reihe nach benutze ich nun  320er bis 1200er Schleifpapier, um die Oberfläche zu glätten und den Hülsendurchmesser auf das genaue, erforderliche Maß zu bringen.

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Hierzu messe ich die Durchmesser mit der Schieblehre, was wesentlich genauer ist, als das Schleifen auf die Distanzringe.

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Um auch feinste Schleifspuren zu verbergen, schleife ich am Schluß bei stehender Maschine noch einmal mit 1200er Papier in Faserrichtung

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Um die Stirnseiten der Hülsen zu schleifen, nehme ich den Spanndorn ohne die Schraube und den Gummiring in das Bohrfutter des Reitstockes.
Eine 50mm Klett-Schleifscheibe Korn 240, befestige ich auf einem Miniatur-Schleifteller aus Alu.

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Bei laufender Maschine drehe ich die Hülse langsam mit der Hand und drücke sie dabei leicht gegen den Schleifteller.

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Da Wachs oder Holzöl aus meiner Sicht keine geeignete Oberfläche für ein Schreibgerät ist, werden meine Schreiber seidenmatt lackiert.

Zuerst klemme ich die Hülsen wieder auf den Spanndorn, und trage die Grundierung bei langsam laufender Drechselbank auch auf den Stirnseiten mit einem Pinsel auf.

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Überschüssiges wird mit einem Tuch abgenommen.

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Hier werden die Hülsen, immer zu zweit auf einer Holzstange, getrocknet.
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Zum Lackieren habe ich mir aus einer Schachtel eine einfache „Spritzkabine“ mit Anschluss an meine Staubabsaugung gebaut.
Das Halten der Hülse beim Lackieren übernimmt ein passend gedrechselter Holzstift, in dem rechts ein Schlitz eingesägt ist.

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Mittels eines kleinen Holzkeiles, der in den Schlitz gedrückt wird, wird das Schreiberröhrchen festgehalten.

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Mit einer kleinen Spritzpistole werden die Hülsen aussen und auf den Stirnseiten lackiert.

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Vorsichtig werden sie abgenommen, …

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… und wieder zum Trocknen aufgehängt.

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Achtung, das ist wichtig!

Noch ein Wort zur Absaugung meiner „Spritzkabine“:

Lacknebel ist ein enzüdliches Gemisch, und bei der Absaugung wird die Innenseite des Rohres elektrisch aufgeladen.
Dies kann im schlimmsten Fall zu einer Verpuffung oder Explosion führen.
Deshalb haben meine Absaugrohre, soweit sie aus Kunststoff sind, innen einen blanken Draht, der geerdet ist.

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Auch der Draht meiner flexiblen Rohre ist geerdet, wobei mir beim Kauf des Saugschlauches versichert wurde, dass dieser aus einem Kunststoff ist, der sich nicht elektrisch auflädt.

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Auch der Käfig des Filters ist geerdet.

Ich bitte also, diesem Problem Rechnung zu tragen, denn ich möchte natürlich nicht, dass jemandem aufgrund meiner Tipps seine Werkstatt um die Ohren fliegt.

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Nun werden die Einzelteile, in diesem Fall die eines Füllhalters, mit den Röhrchen verpresst.

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Als Presse nutze ich die Drechselbank.

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Diese Herstellungsweise ist natürlich keine Vorschrift, ich hoffe aber trotzdem, mit diesem Bericht für den Einen oder Anderen ein paar Tipps bzw. Denkanstöße bezüglich der Herstellung von Schreibgeräten gegeben zu haben.

Wenn Sie Fragen zu der Vorgehensweise, Anregungen, oder sonstige Kommentare zu diesem Bericht haben, können Sie diese gerne hier im Kommentarfeld hinterlassen.

Soweit es sich um Fragen handelt, werde ich sie hier an dieser Stelle beantworten.

Vielen Dank!

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9 Antworten zu Drechseln von Schreibgeräten

  1. Martin sagt:

    Hallo Thomas,

    das mit dem Metallschleifstaub der Distanzringe ist richtig. Ich habe neulich einen Stift mit Eschenholz gedrechselt. Da war überall dunkler Schleifstaub in den Poren. Das sah nicht gut aus und den Stift kann man fast wegwerfen.

    Ich werde mal mit selbst gemachten Distanzringen aus Holz experimentieren. Die können sich ruhig abschleifen.

    PS: Deine Webseite und Ideen sind toll!

    Gruß Martin

  2. Hallo!
    Ein sehr informativer Bericht- sehr gut!
    Nur noch eine Ergänzung: wir haben in der Seniorenwerkstatt Alfeld eine Menge diverser Schreibgeräte gefertigt und als Finish mit Canaubawachs gute Erfahrung gemacht. Die feinstgeschliffene Oberfläche behandeln wir nacheiander mit Möbelwachs, Danish Oil und Canaubawachs (von KS). natürlich mit jeweiligem Zwischenschliff. Die Oberfläche wird so spiegelblank und gegen Griffschweiss vollkommen unempfindlich!
    Grüße aus dem Leinebergland!

  3. Bernd L. sagt:

    Hallo,

    den Kleber den du verwendest (den es angeblich nicht mehr gibt),
    ist bei MK-Kleinkunst erhältlich.

    Viele Grüße
    Bernd

  4. Anton sagt:

    Hallo
    Welchen Lack verwendest Du für die Stift Rohlinge.
    Mit welcher Spritzpistole lackierst Du die Rohlinge.
    Vielen Dank für deine Hilfe.
    Mit freundlichen Grüßen
    H.Anton

    • Hallo Anton,
      zum Lackieren verwende ich einen Nitrolack von CLOU, den ich mit einer normalen kleinen Spritzpistole aus dem Fachhandel verarbeite.
      Gruß Thomas

  5. Sebastian sagt:

    Hallo,

    die Beschreibung ist klasse und zeigt mir einiges auf, dass ich anders/besser machen kann.
    Was für einen Holzfestiger verwenden Sie bitte?

    Danke im Voraus und freundliche Grüße

    Sebastian

  6. alois sagt:

    Hallo

    Klasse informative Seite.

    Nun eine Frage wie heißt der Kleber von Ponal den du zum ein kleben der MS Röhrchen benutzt genau.
    Danke Grüß Alois

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