Mit diesem Bericht habe ich die Vorgehensweise zur Herstellung einer Naturrandschale beschrieben.
Dies ist natürlich eine Vorgehensweise, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.
Trotzdem hoffe ich, dem Einen oder Anderen Anregungen für den Eigengebrauch geben zu können, und habe das deshalb mit ein paar Tipps aus meiner Werkstatt erweitert.
Als Rohling habe ich ein Stück Kirschbaum genommen, das schon ein Jahr hinter meiner Werkstatt gelegen hat.
Da die Rinde ncht mehr fest war, habe ich sie in ein paar großen Stücken heruntergeschält.
Die Planscheibe habe ich so festgeschraubt, dass der erwartete Schalenrand etwa gleich hoch wird.
Da es für solch große Schalen keine Spannfutter gibt, die meinen Vorstellungen entsprechen, habe ich mir ein 160er Metall-Vierbackenfutter mit weichen Backen besorgt, und eine kräftige Aufnahme und Spannbacken dazu gedreht.
Auf der Rückseitedes Spannfutters habe ich noch ein Handrad angebracht, da das meiner VB36 hinten unter einer Abdeckung, und damit für den Gebrauch leider sehr weit weg ist.
Und hier das Ganze noch mal von der Seite.
Der Holzklotz ist natürlich noch sehr unförmig. Man könnte ihn natürlich auch so drechseln, das ist aber nicht schön und auch nicht ungefährlich.
Deshalb bringe ich meine Schalenrohlinge erst einmal in Form.
Dazu habe ich unter der Werkstattdecke einen frei beweglichen und abgeschrägten Halter mit einer Stahlscheibe, an der ein Linienlaser mit Hilfe eines Magnetes hängt.
Den Laserstrich positioniere ich so, dass er einen senkrechten Strich auf der linken Seite des Rohlings abbildet.
Mit dieser Stange kann man die Spindel der Drechselbank arretieren.
Da ich die Stange immer mit der Zange wieder herausziehen musste, habe ich sie mit einem kräftigen Griff versehen, der leider auch bei einer VB36 nicht zum Lieferumfang gehört.
Ich arretiere also die Spindel, …
… bringe den Laser einmalig in Position, …
… und schneide dann mit der Elektro-Kettensäge links an der Linie herunter.
Diesen Vorgang wiederhole ich so oft, wie nötig, wobei der Laser natürlich nicht verändert wird.
Ich drehe den Rohling etwas, arrtiere die Spindel wieder, und säge das Eck links vom Strich wieder ab.
Auf diese Weise wird der Rohling immer runder und ausgewuchteter, und ist für das Drechseln sehr gut vorbereitet.
Noch eine Ecke, und dann kanns losgehen.
Zum Drechseln der Schale verwende ich eine geschwungene Handauflage, die ich aus zwei Flacheisen zusammengeschweißt habe.
Ein feststellbarer Ring aus Messing sorgt dafür, dass die Auflage grundsätzlich in der richtigen Höhe positioniert ist.
Mit einer großen (21er) Schalenröhre bringe ich nun den Holzklotz in Form.
Dabei halte ich das Drechseleisen so steil wie möglich, damit es gut schneidet.
Die Handauflage soll das Eisen führen, nicht aber große Schläge auffangen müssen.
Ein Schutzvisier ist bei dieser Arbeit natürlich Pflicht.
Ein Fahrrad-Handschuh schützt die linke Hand vor den Spänen, trotzdem behält man das notwendige Gefühl für die Arbeit.
Für Schalen dieser Größe verwende ich die großen Backen, aussen 160mm, innen 137mm.
Die Größen sind per Schlagzahlen auf den Backen eingestempelt, und damit immer ablesbar.
Nun drechsle ich also den Rezess an, und den Rest der Aussenseite fertig.
Wichtig dabei ist, nicht so sehr auf das Eisen, sondern auf die Oberseite der Schale zu schauen.
An dieser Kontur kann man die Form der Schale sehr schön sehen und ggf. korrigieren.
Frisch geschliffen, bringt die Röhre natürlich die besten Ergebnisse bezüglich der Oberfläche.
Die Außenseite bearbeite ich am Schluß mit einem schräg gestellten Meißel, das gibt sehr feine Späne, und eine entsprechend gute Oberfläche.
Auch der Meißel ist natürlich frisch geschliffen.
Den Fuß drechsle ich zweistufig.
Der Rezess wird später weggedrechselt, der Schalenfuß wird nach dem Trocknen entweder gerade gedrechselt, oder ich arbeite daraus drei Füße, mit denen die Schale immer sauber steht.
Nun positioniere ich die geschwungene Auflage so, dass sie etwa parallel zum fertigen Schalenboden verläuft.
Das Mass zwischen Schale und Auflage nehme ich ausserhalb des Fußes ab.
Innerhalb soll dieser Wert auch wieder erreicht werden, damit die Wandstärke der fertigen Schale überall gleich wird.
Nach dem Umspannen wird nun die Innenseite gedrechselt.
Zuerst drechsle ich die Form grob heraus.
Auch hierzu verwende ich eine geschwungene Handauflage, die allerdings etwas stärker gebogen ist.
Die Wandstärke sollte vorerst noch so sein, dass nichts vibrieren kann.
Nun drechsle ich mit der 13er Röhre stückchenweise die Schale auf ihre endgültige Wandstärke fertig.
Auch hierbei schadet es nicht, wenn das Eisen vor dem letzten Schnitt nochmal nachgeschliffen wird.
Das Nachmessen der Wandstärke kann dabei natürlich nicht oft genug wiederholt werden.
Schritt für Schritt drechsle ich die Schale auf die gewünschte Stärke, immer weiter nach innen.
Das Ganze sollte in einem Arbeitsgang, also so schnell, wie möglich erfolgen.
Der sehr dünne, fertige Teil der Schale verzieht sich im Gegensatz zum kräftigen, mittleren Teil sehr schnell.
Je länger man benötigt, umso mehr Stufen drechselt man dadurch in die Schale, diese müssen später wieder herausgeschliffen werden.
Während ich am Anfang eine relativ spitz angeschliffene Röhre verwende, wechsle ich nun zu einem Modell mit größerem Winkel, um am Boden besser drechseln zu können
Zwischendrin darf die Röhre gerne auch mal wieder nachgeschliffen werden, das dient auf jedem Fall der Oberflächengüte.
Und natürlich immer wieder die Wandstärke kontrollieren.
Gerade bei dünnen Schalen sollte das Handrad gut erreichbar sein.
Ein Drehen an der Schale selbst kann, vor allem bei Gleitlagern, die doch nicht so leicht laufen, fatale Folgen haben.
Da die Spannbacken einige Zentimeter tief sind, kann ich nun auch den Schalenboden sehr gut messen.
Damit bin ich für heute fertig.
Die Schale wird nun getrocknet, und in ca. einem halben Jahr fertig geschliffen.
Und wenn Sie nun noch Fragen oder weitere Anregungen haben, so können Sie diese als Kommentar hinterlassen,
Vielen Dank.
Werter Herr Häckel,
…vorbildliche Erklärung der Herstellungs-Schritte der wunderbar abstrakten Schale!
Vor allem der Hinweis, eine 3-Punkt- Auflage bei noch nicht ausgetrockneten Werkstücken auszuarbeiten…
geniale Idee, welche mir ab jetzt einige Sorgen erspart.
Weiter so!
Mit freundlichen Grüßen
Haak
Hallo Thomas,
die Lösung mit dem Linienlaser ist eine geniale Ide, werde ich mir
auch machen. Danke fürs zeigen.
Mit freundlichen Grüßen
Hubert