Fluch der Karibik

Das rohe Holzstück, lag auf meiner Werkbank, die urwüchsige Knolle glänzte leicht im flackernden Kerzenschein. Die windungsreiche Form erinnerte mich schon damals an etwas, das aus der Tiefe des Meeres gezogen wurde.

Eines Abends, der Nebel lag dick über dem Hafen, betrat er meine Werkstatt:

Davy Jones, der Kapitän der Flying Dutchman.

Tintenfischtentakel zuckten in seinem Bart.

Er sprach nicht, sondern zeigte mit seiner Krabbenklaue auf das unfertige Stück.

Es war kein gewöhnlicher Kunde,
er suchte keine klassische Schnitzerei,
er suchte ein Symbol seiner Verfluchung, geschaffen aus der Knolle eines Apfelbaumes.

Er sah das Organische, die Löcher, und die windenden Formen, die den Tentakeln Halt geben konnten. Er verlangte, ich solle es im Grundsatz so lassen, wie es die Natur geschaffen hatte – roh, verzerrt und voller Leere.
Es war eine Auftragsarbeit des Tintenfischmannes selbst.

Nach der Fertigstellung – das Holz mit einem dunklen, feuchten Glanz versehen, die Röhren wie lebendig, die Form ein einziger Schrei des Meeres – kam er zurück.
Er begutachtete das Werk mit einem leuchtend blauen Blick und nickte langsam.

Zur Bezahlung kramte er in seiner Truhe, die er stets bei sich hatte. Statt der üblichen Goldstücke legte er eine einzelne, schwere Münze auf meine Werkbank: ein antikes spanisches Dublon aus dem legendären Goldschatz von Cortez. Sie war kalt, von Salzwasser verkrustet und roch nach tiefem Meer und Verdammnis.

Einige Tage später sah ich sie wieder. Die Flying Dutchman tauchte auf, wie ein Geist aus den Wellen, die Apfelbaumknolle nun fest an ihrem Bug verankert. Mein Werk, das dem Schiff nun ein Gesicht gab. Die Tentakel wuchsen direkt aus dem Rumpf, das Ganze ein verwunschener, organischer Alptraum.

Seitdem pflügt die Bugfigur – einst ein Stück Apfelholz – durch die Meere, ein stummes, verfluchtes Zeugnis von Davy Jones’ Macht und einem Geschäft, das mit einer einzigen, schweren Goldmünze besiegelt wurde.

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