Vom Wurzelstock zur Schale

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Dieser Wurzelstock aus Kirschbaum liegt schon mehrere Jahre hinter meiner Werkstatt, und wartet auf seine Verarbeitung.
Ich habe zwar eine grobe Vorstellung, wie das fertige Objekt aussehen könnte, bei solchen Projekten muß man sich allerdings sehr nach dem Holzstück richten, und das sieht je nach Fortschritt der Arbeit immer etwas anders aus.
Gestern habe ich die Wurzel quer auseinander gesägt, sonderbarerweise schneidet die Kettensäge danach immer noch. Das ist bei einem solchen Schnitt eher selten.

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Heute habe ich die Wurzel auf eine 30 cm Planscheibe geschraubt und auf meiner Drechselbank befestigt.
Wie in meinem Bericht über die Naturrandschale beschrieben, habe ich mit Hilfe meiner elektrischen Kettensäge und einem Linienlaser den Rohling annähernd rund gemacht und dann die Unterseite der Schale gedrechselt.

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Trotzdem sehr viel in der Luft gedrechselt wird, ist die Standzeit meiner Röhre sehr gering.

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Mit Stechbeitel und Druckluft verbringe ich viel Zeit damit, Sand und Steine zu entfernen, damit meine Drechseleisen nicht allzusehr leiden müssen.

Ausserdem entferne ich wo immer möglich, die Rinde, da die besonders viel Sand enthält.

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Die Schale, wenn es denn wirklich eine wird, ist ca. 70 cm im Durchmesser.

Für heute ist es genug, demnächst geht es hier mit dem Projekt weiter.

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Die Rückseite ist grob fertig, jetzt kommt die Vorderseite dran.
Gespannt habe ich die Wurzel in 160er Spannbacken.

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Und nun ganz vorsichtig und langsam drechseln.
Wichtig ist ein absolut scharfes Eisen, damit man nicht so an das Werkstück hindrücken muß.

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Und wieder wird viel Luft gedrechselt.

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Bestimmte Teile will ich nicht wegdrechseln, an anderen Ästen muß Material weggenommen werden, da ein großer Riss verschwinden soll.
Das bedeutet, dass ich mich nicht mehr an der runden Form, sondern vor Allem an den Gegebenheiten des Holzes orientieren muß.
Deshalb mache ich mit der Carvingscheibe weiter.

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So langsam wird die Schalenform sichtbar.

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Heute habe ich wieder mit der Carvingscheibe weiter gearbeitet.

So langsam wird es Zeit, darauf zu achten, dass die Schale nicht an einer Stelle zu dünn wird.
Dazu habe ich mir bei vorhergehenden Projekten eine einfache Vorrichtung gebaut.

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Zwei Bretter, verbunden mit einem Scharnier, etwa in der Mitte ein Holzklotz mit zwei Schrauben als Abstandshalter.
Links ein abgerundeter Anschlag und die Kleinbohrmaschiene an das obere Brett befestigt.
Den Abstand zwischen Anschlag und Bohrerspitze habe ich mittels der beiden Schrauben auf ca. 20 mm eingestellt.

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Und jetzt die Vorrichtung aussen an die Schale halten und innen bis zum Anschlag bohren.

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Jetzt kann ich in Ruhe mir der Carvingscheibe weiter machen, so lange, bis die Löcher gerade eben weg sind, dann sollte die Schalendicke an dieser Stelle ungefähr gleich sein.

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Bevor ich heute Schluß mache, gehe ich die Ränder noch mal durch, und fülle kleine, neue Risse mit extra dünnflüssigem Sekundenkleber, damit diese bis morgen nicht zu sehr wachsen.

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Größere Risse oder wie hier ein loses Stück Rand werden mit Zweikomponentenkleber restauriert.

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Nachdem die Grundform einigermassen fertig ist, habe ich heute die Schale mit der Unterseite nach oben gespannt, um die Feiheiten herauszuarbeiten.
Ich glaube, die Schale sieht langweilig aus, wenn sie einfach nur rund ist, deshalb passe ich die Unterseite den einzelnen Ästen etwas an.

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Dazu verwende ich die Miniaturausgabe der Carvingscheibe auf einem Proxxon-Winkelschleifer.

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Nachdem die Rückseite grob geschliffen wurde, habe ich die Wandstärke der Schale mit der Carvingscheibe noch mal auf ca. 1,5 cm reduziert.
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Jetzt ist stundenlanges Schleifen angesagt, um die Innenseite glatt zu bekommen.
Ich verwende dazu eine kräftige biegsame Welle mit Winkelhandstück.

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Sehr gute Erfahrungen habe ich dabei mit Schleifkörpern gemacht, die vorne etwas rund sind.

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Die Innenseite ist mit 240er Schleifpapier fertig bearbeitet

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Heute habe ich angefangen, die Ränder zu glätten.
Ich möchte die Außenseiten bis zur Innenkante hereinziehen, am Schalenrand möchte ich die Innenseite zur Außenkante herausziehen.

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Für die groben Schleifarbeiten nehme ich eine Schleifwalze, die feineren Arbeiten erledige ich mit einer Selbstbauschleifvorrichtung.

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Dabei hält ein Schlitz in einem 4mm-Stahl ein Stück Schleifgewebe, dass bei laufender Maschine durch die Fliehkraft nach außen gedrückt wird.

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Die Ränder sind fast alle weggearbeitet und geglättet.
Tatsächlich sieht die Schale nicht mehr ganz so rustikal aus.

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Auch dass ich den Schalenrand nach außen noch mal abgerundet habe, hat der Gesamtansicht sehr gut getan, wobei ich mir da vorher gar nicht so sicher war.

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Nachdem die Schale nun grob fertig geschliffen ist, mache ich aus dem Ring auf der Unterseite, der bisher zum Spannen gedient hat, mit der Carvingschgeibe 3 Füße.

Damit steht die Schale sicher, auch wenn sie sich noch etwas verziehen sollte.

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Die Innenseite habe ich nun bis 800er Korn feingeschliffen.

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Heute war noch einmal Schleifen angesagt, und dann habe ich die Unterseite mit schwarzer Acrylfarbe matt lackiert.
Wie auf dem Bild zu sehen, gibt es tausend kleine Löcher und Risse, die ich mit dem Pinsel nacharbeiten muß.

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Heute habe ich die Schale fertig gemacht.
Sie riecht noch stark nach Lack, aber fürs erste Foto reichts.

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2 Antworten zu Vom Wurzelstock zur Schale

  1. Mia sagt:

    Ein Bekannter hat durch die Wurzelstockfräsung auch noch reichlich Holz bei sich liegen. Da er nicht mit Holz heizt, wäre das vielleicht auch etwas für ihn. Das Ergebnis sieht sehr dekorativ aus und findet sicher Liebhaber dieser Unikate.

  2. diethard nienemann sagt:

    hallo-beeindruckend diese arbeit bin ein rentnerdrechsler und baue mir gerade eine neue drechselbank mit getriebe drehzahl 150,350,700,1350 spitzenhöhe 220 mm schwenkbar auf einer alten noch im betrieb fräsmaschine.tisch hoch runter im schweren gußständer 150 kg.motor im getriebe geflanscht-drehbar 360″jetzt noch die standhandauflage boder -tisch–drechsele aber noch auf der HDM 1000 mit FU 0,55 Kw-warum alle auf diese beckum maschine meckern…diethard

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