Diese Anleitung gibt es hier auch in englischer Sprache
Damit kein falscher Eindruck entsteht, weder die Technik noch der Anhänger selbst sind meine Erfindung. Die Technik ist bestimmt ein paar hundert Jahre alt, den Anhänger habe ich das erste Mal im grünen Forum im April 2005 von „Didi“ gesehen.
Ich habe lediglich versucht, einfache und sichere Spannmöglichkeiten zu entwickeln, mit denen man so einen Anhänger gut drechseln kann, so dass sich die Verluste an Holz und Drechseleisen bei der Herstellung in Grenzen halten.
Der Holzrohling
Grundsätzlich kann man natürlich jedes Holz hernehmen, das sich gut drechseln lässt, die Auswahl der richtigen Holzarten kann allerdings den Aufwand des Nacharbeitens erheblich reduzieren.
Gut geeignet sind möglichst kurzfaserige Hölzer oder Maserhölzer.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Zwetschge, Birnbaum, Apfelbaum, Olive, Buchsbaum, Cocobolo, Palisander, Flieder, Grenadill, Finnische Maserbirke, und Rosenholz .
Am besten fand ich bisher Brown Mallee, da geht der Nacharbeitsaufwand fast gegen Null.
Dies ist natürlich keine erschöpfende Aufstellung.
Natürlich kann man den Holzrohling auch drechseln, ich nehme eine passende Lochsäge, bei der ich den Bohrer abgesägt habe. Ich spanne ein 5 cm Brettchen, ca. 10 mm dick, fest in die Ständerbohrmaschine und säge dann die Rohlinge einfach aus.
Wichtig ist, die Säge so zu positionieren, dass das Sägeblatt mindestens an einer Stelle zur Hälfte ins Freie sägt. Damit wird der Rohling immer noch rund, aber es werden bei jeder Umdrehung die Späne ausgeworfen, und die Säge wird nicht nur heiß, sondern macht auch einen sauberen Schnitt.
Spannen des Rohlings
Es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten, den Holzrohling zu spannen, z.B. mit Heißkleber oder mit einem aus Holz gedrechselten Spannfutter. Diese Methoden sind nicht besonders sicher und kosten teilweise auch sehr viel Zeit. Nachdem ich mehrere Holzrohlinge und vor allem Einstecheisen bei der Arbeit zerstört hatte, habe ich mir das Spannen vereinfacht, indem ich mir 3 Spannbackensätze aus Aluminium gefertigt habe.
Der erste Satz spannt einen 48 mm – Rohling 4 mm tief und 15 mm außermittig, um damit die exzentrischen Ringe einstechen zu können.
Der zweite Satz, hier für das Mini-Futter von Jet, spannt den Rohling zentrisch.
Die „Rillen-Backen“ spannen den Anhänger von hinten in den zentrischen Rillen, so dass er vorne und außen bearbeitet werden kann.
Als Werkzeug für fast alle Arbeiten in durchbrochener Technik dient mir ein Stück Rundstahl mit Griff, in den ich vorne mittels einer Madenschraube einen 4 mm Drehling festspanne.
Der vordere Teil ist auf ca. 1,5 – 2 mm Breite abgeschliffen, und mit einer Schneide versehen.
Wichtig ist, dass der Querschnitt dieses Eisens so gestaltet ist, dass er auch mit der Unterkante in die zu drehenden Ringe hinein passt, d.h. er muß nach unten konisch bzw. rund auslaufen.
Der rote Kreis auf dem Bild symbolisiert die zu drechselnden Ringe.
Maßstab ist hier natürlich der kleinste zu drechselnde Ring.
Andernfalls fängt der 4 mm – Stahl sehr schnell zu vibrieren an, was die Vorstufe für einen zerlegten Holzanhänger oder aber ein abgebrochenes Drechseleisen ist.
Da man dies aber ohnehin nie ausschließen kann – Schutzbrille, ganz wichtig.
Und dann dient die Auflage noch als Anschlag, damit auf der excentrischen Seite gleichtiefe Rillen gedrechselt werden können.
Die Vorderseite
Der Rohling wird in das exzentrische Futter gespannt. Dabei sollte auf die querliegende Maserung geachtet werden.
Mit einem Stift wird der mittlere, kleine Ring angezeichnet.
Danach kann auch die Höhe der Handauflage genau positioniert werden.
Das Werkzeug soll so weit aus der Halterung ragen, dass die Einstiche ca. 4 mm tief werden, wenn die Halterung an der Handauflage als Anschlag benützt wird.
Jetzt kann endlich damit begonnen werden, die Einstiche zu drechseln.
Die linke Hand sollte an der Auflage anliegen, um ein gleichmäßiges Einstechen zu gewährleisten.
So sieht die fertige Vorderseite aus.
An den mehr oder weniger vielen Fransen, die am Rand der Rillen weghängen, kann man erkennen, wie gut das Holz für diese Arbeit geeignet ist, oder aber wie gut der Drehstahl geschnitten hat. Es ist in jedem Fall sinnvoll, vor dem Einstechen das Eisen noch mal kurz nachzuschleifen, das erspart am Schluß viel Säuberungsarbeit.
Die Rückseite
Nun wird der Anhänger zentrisch gespannt und auf ca. 5 – 6 mm Dicke leicht rund heruntergedrechselt.
Danach wieder die Vierkant-Auflage, und die zentrischen Rillen, von außen beginnend, einstechen.
An diesem aufgeschnittenen Anhänger sieht man deutlich, dass es sehr wichtig ist, den ersten, äußeren Ring, auf dem Bild unten rechts, nur so tief einzustechen, wie unbedingt notwendig.
Da die Vorderseite später abgerundet wird, ist dies die dünnste Stelle des Anhängers. Ein zu tiefer Einstich hier würde ihn beim Schleifen zerstören.
Bei den anderen Einstichen ist mehr Platz vorhanden, es braucht also, zumindest was die Einstichtiefe betrifft, nicht so genau gearbeitet werden.
Nun wird diese Seite gleich geschliffen . . .
. . .mit einem gefalteten Schleifpapier auch die Rillen innen.
Etwas Schleifvließ besorgt den Endschliff und rundet die Kanten ab.
Nochmal vorne
Nun wird der Rohling mit den Rillenbacken, bitte vorsichtig und mit Gefühl, gespannt.
Auf keinen Fall spreizend spannen, da die Backen durch das bauartbedingte Spiel bei steigender Geschwindigkeit immer mehr Druck nach außen entwickeln, und den sehr filigranen Anhänger dadurch leicht zerstören können.
Diese Ansicht zeigt, dass die Backen die Tiefe der zentrischen Rillen als Anschlag benutzen, damit die Holzscheibe sauber gespannt wird.
Nun wird die Vorderseite mit 120er Papier etwas rund geschliffen.
Grundsätzlich könnte man das auch drechseln, dabei brechen die Rillenkanten außen je nach Holzart aber sehr leicht ein.
Dann wird vorne und außen mit der Hand noch mal fein drüber geschliffen.
Die Rillen innen und deren Kanten werden bei stehender Drechselbank noch nachgeschliffen.
Putzen und Ölen
Je nach Holzart und Schärfe des Eisens müssen nun innen die Späne entfernt werden.
Ich benutze dazu ein speziell geschliffenes Schnitzwerkzeug.
Danach öle ich den Schmuckanhänger mit Holzöl ein.
Die Aufhängung
Als Aufhängung nehme ich normalerweise eine dünne Lederschnur in schwarz oder naturfarben.
Nachdem das Drechseln des Schmuckanhängers ja nicht gerade mit wenig Aufwand verbunden ist, sollte man bei dieser Schnur lieber 20 Cent mehr ausgeben, und eine schöne, geschmeidige Schnur nehmen, die durch das Gewicht des Anhängers auch glatt gezogen wird.
Und mit passendem Etui kann man ihn gut als kleines Geschenk verwenden.
Variationen
Den Schmuckanhänger kann man natürlich auch kleiner fertigen und mit einem Silberkettchen versehen. In diesem Fall ist auch die Mitte verschoben.
Als Ohrringe in Veilchenholz oder Flieder, hier in 28 mm Größe.
Dieser Anhängers ist mit den selben Spannbacken gedrechselt, die Fertigung ist in der Sommerausgabe 2009 des Drechselmagazins noch mal näher beschrieben.
oder hier auf dieser Seite: https://drechsler-wissen.de/drechseln-eines-schmuckanhaengers/
Herr Häckel sind die Spannbacken auch zu gebrauchen auf der Sorby patriot chuck, haben sie vielleicht ein kopie von dieses artikel aus der Sommerausgabe 2009. Bei drechselmagazine ist es nicht mehr zu bekommen
Der Bericht aus dem Drechsler-Magazin entspricht dem auf meiner Webseite unter
https://drechsler-wissen.de/drechseln-eines-schmuckanhaengers/