Gedrechselte Blüten

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Im Frühjahr habe ich aus frischem Holz wieder jede Menge Schalen ausgestochen, vorgedrechselt und zum Trocknen aufgestapelt, hin und wieder umgelagert, und die nicht mehr brauchbaren Rohlinge aussortiert.

Ein kleiner Teil ist gerissen, andere haben locker gewordene Äste, wobei ich davon überzeugt bin, dass diese  zu Beginn des Jahres noch nicht drin waren.

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Als „richtige“ Schalen einfach nicht mehr zu gebrauchen.

Gerade solche schadhaften Teile, bei denen man den klassischen Weg „vom Baum zur Schale“ ohnehin verlassen muss, sind manchmal sehr interessant, da sie die Kreativität wecken, neue oder andere Wege zu gehen.

In diesem Fall sollen es Blüten werden.

Das Thema kam bisher bei meiner drechslerischen Tätigkeit in mehr oder weniger künstlerischer Abwandlung immer wieder vor. Nun habe ich versucht, solche Objekte etwas realistischer darzustellen.

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Als Ausgangsmaterial nehme ich dünnwandige Schalen, aus denen ich dann die Teile für die einzelnen Blütenblätter aussäge.
Zuerst drechsle ich die Außenform mit der Röhre fertig.

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Mit einem frisch geschliffenen Meißel, den ich als Schaber verwende glätte ich die Oberfläche, so dass die Schale kaum noch geschliffen werden muss.

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Nun die Innenseite zentimeterweise auf eine Wandstärke von ca. 2 mm.

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Lieber fünf mal zu oft messen, als ein mal zu wenig.

Das Astloch leistet hier sogar noch gute Dienste, da man an dieser Stelle die Wandstärke sehr gut auch ohne Messgerät kontrollieren kann.

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Mit dem Meißel oder einem Abstechstahl trenne ich bei langsamer Geschwindigkeit den Schalenboden heraus.

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Normalerweise der schlimmste anzunehmende Unfall, hier ist es gewollt.

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Wie aufgezeichnet, fertige ich aus einer Schale meistens 6 Blätter, von denen ich 5 für die Blüte verwende.
Ein Blatt als Reserve ist oft sehr gut, wenn sich beim Schleifen doch mal eines zerlegt.

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Dies ist natürlich auch gleich eine sehr gute Übung, das Schalendrechseln besser zu lernen.
Nach dem Zersägen sieht man an den Schnittflächen sehr gut den Verlauf der Wandstärke, die natürlich möglichst gleich sein soll.

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Jedes Einzelteil säge ich noch einmal auseinander.

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Die beiden Hälften schleife ich auf dem Tellerschleifer etwas schräg an, um sie danach mit Holzleim wieder zu einem Blattrohling zusammen zu setzen.

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Herausperlender Leim auf der Unterseite kann später leicht weg geschliffen werden, auf der Oberseite ist das aufgrund der Innenkante wesentlich schwieriger, deshalb wische ich hier mit einem nassen Schwamm den überschüssigen Kleber sofort wieder ab.

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Mit 60er Korn gebe ich dem Rohling die Grundform eines Blattes.

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Mittels Schleifrolle arbeite ich die Blattspitze noch besser heraus, und bearbeite auch die Unterseite.

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Dabei kann man natürlich die Blattdicke noch etwas korrigieren, wenn die Wandstärke der Schale doch nicht so hundertprozentig geworden ist.

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Den Blattansatz schleife ich auch noch rund.

Allgemein sollte man nicht zu genau arbeiten.

Das Zersägen der Schalen und Schleifen der Blattformen mache ich grundsätzlich frei Hand,  ohne vorher etwas aufzuzeichnen. Es ist nicht wichtig, dass alle Blätter gleich sind.
Auch in der Natur gibt es keine zwei gleichen Blätter an einem Baum oder einer Blüte.
Wenn alle genau identisch wären, würde die fertige Blüte aus meiner Sicht nicht mehr gut aussehen und an Charme verlieren.
Lediglich die Grundform sollte gleich sein, was aber automatisch gegeben ist, wenn alle Blätter einer Blattreihe aus derselben Schale gemacht sind.

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Aus einem 5 cm Kantel drechsle ich nun den Grundkörper für die Blüte.

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An der Stirnseite eine kleine Vertiefung, damit der Blütenkern später mittig eingeklebt werden kann.

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Für jede Blattreihe steche ich mit dem 3mm Abstechstahl eine kleine Rille ein, die später die Blütenblätter aufnehmen sollen.

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Nun noch den Stiel drechseln,

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leicht konisch auslaufend, ca. 15 cm lang.

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So sollten die einzelnen Blätter später eingeleimt werden.

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Für die Mitte eine kleine Scheibe aus Jarrahmaser, leicht ballig gedrechselt und geschliffen.

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Hier die Einzelteile noch einmal im Überblick:
Pro Blattreihe 5 Blätter, den roten Blütenkern, und den Grundkörper.

An dieser Stelle sollten die Teile geölt werden. Grundsätzlich kann man natürlich auch erst das fertige Objekt endbehandeln, im jetzigen Stadium ist es aber einfacher, das überschüssige Öl wieder abzuwischen als im zusammengebauten Zustand.

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Zum Verbinden der Teile nehme ich normalerweise Zweikomponentenkleber, von dem ich ein kleines bisschen anmische,  und ihn dann mit einem schräg abgeschliffenen Schaschlikstab am Blattansatz auftrage.

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Falls erforderlich, kann man auf der Blattrückseite, wo man es später ohnehin nicht sieht, noch etwas Leim in die Fuge einbringen.

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Das doch sehr geometrische Objekt kommt besser zur Geltung, wenn man es mit einem Stück Natur umgibt.

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Dazu verwende ich Korkenzieherhaselnuss, bohre ein passendes Loch in  den Ast und stecke die Blüte hinein.

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Als Fuß dient in diesem Fall eine Scheibe von einem Jarrah-Zaunpfosten, wobei ich aussen den Originalzustand belasse.

 

 

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